Zuletzt aktualisiert am 8. Dezember 2022
Die Ampel ist grün oder Es ist grün ist das gängige Beispiel, um das 4 Ohren Modell von Friedemann Schulz von Thun zu erklären. Du wirst Dich vielleicht fragen, warum ich dann dazu einen Artikel veröffentliche. Denn Erklärungen anhand dieses Beispiels in Artikeln und Videos gibt es doch reichlich.
Das ist wahr. Und dennoch gibt es aus meiner Sicht Aufklärungsbedarf, denn das Beispiel wird mangelhaft besprochen. Der Mangel besteht darin, dass das 4 Ohren Modell davon ausgeht, eine Nachricht enthielte immer auf allen 4 Ebenen Sachebene, Selbstoffenbarung, Appellebene und Beziehungsebene eine Botschaft und dies nicht kritisch hinterfragt wird.
In diesem Artikel meiner Artikelserie werde ich diesen Mangel an Aufklärung beseitigen.
4 Ohren Modell setzt 4 Ebenen in einer Nachricht voraus
Mit dem 4 Ohren Modell hat Schulz von Thun die Annahme in die Welt gesetzt, dass Nachrichten immer alle 4 Ebenen beinhalten. Das Beispiel für das 4 Ohren Modell Die Ampel ist grün ist allerdings wunderbar geeignet, um diese Annahme zu widerlegen.
Botschaft auf 4 Ebenen möglich
Eine Nachricht kann auf 4 Ebenen eine Botschaft haben.
Wie bereits erwähnt, kann eine Nachricht Botschaften auf 4 verschiedenen Ebenen beinhalten. Und es ist wichtig, dass Du Dir das vergegenwärtigst.

Das Beispiel Die Ampel ist grün ist im Zusammenhang mit dem 4 Ohren Modell genau deshalb mit Vorsicht zu betrachten. Jeder, der schon mal Fahrer oder Beifahrer in einem PKW war, kennt die Situation an einer roten Ampel entweder von der einen, der anderen oder beiden Seiten aus.
Ihr seid zu zweit mit dem PKW unterwegs und steht mit dem PKW an einer roten Ampel. Du als Fahrer bist abgelenkt und bekommst nicht mit, dass die Ampel auf Grün umgesprungen ist. Dein Beifahrer sagt zu Dir: “Die Ampel ist grün”. Du reagierst darauf, indem Du losfährst, vielleicht mit einer kurzen Bemerkung wie “Ah….Ok!”.
Nachricht Die Ampel ist grün oder Es ist grün nur mit Sachebene gefüllt
Botschaft auf der Sachebene

Die Botschaft Die Ampel ist grün Deines Beifahrers beinhaltet allerdings entgegen der Annahme im 4 Ohren Modell lediglich eine Botschaft auf der Sachebene.
Der Sender gibt Dir die korrekte Sachinformation darüber, dass die Ampel nun auf grün steht.
Du reagierst allerdings nicht nur mit einer Antwort wie ‘Oh, tatsächlich’, sondern Du fährst los. Das bedeutet, dass Du mindestens eine weitere Botschaft ‘hinzugedichtet’ hast.
Keine Botschaft auf der Ebene Selbstoffenbarung
Der Sender spricht nicht darüber wie es ihm geht oder was er sich wünscht. Eine Selbstoffenbarung könnte mit Ich möchte, dass… oder auch mit Ich bin… beginnen. Das ist hier nicht der Fall.
Keine Botschaft auf der Appellebene
Auch auf der Appellebene sendet der Sender mit Die Ampel ist grün keine Botschaft. Dafür fehlt die sprachliche Aufforderung wie zum Beispiel Fahr bitte weiter!
Keine Botschaft auf der Beziehungsebene
Die Beziehungsebene ist entgegen vielfacher Artikel zum 4 Ohren Modell in der Nachricht Die Ampel ist grün ebenfalls leer. Dazu fehlen solche Satzkonstruktionen wie zum Beispiel Ich möchte von Dir, dass Du…, in denen der Sender und der Empfänger sprachlich vorkommt.
Interpretation der Nachricht Die Ampel ist grün oder Es ist grün im 4 Ohren Modell
Du als Empfänger ergänzt die Nachricht des Senders (Deines Beifahrers) als Empfänger selbstverständlich entweder auf der Ebene Appell mit zum Beispiel “Fahr los!” oder auf der Ebene Beziehung mit “Ich möchte von Dir, dass Du weiterfährst“.
Du erhälst also, obwohl in der Nachricht Deines Senders nicht vorhanden, entweder eine Bitte, weiter zu fahren, oder einen Appell, los zu fahren. Dies geschieht, weil Du automatisch die Nachricht interpretierst. Mit Deiner Interpretation möchte der Sender also, dass Du weiterfährst bzw. losfährst. Vielleicht hörst Du auch noch eine Selbstoffenbarung wie Ich möchte nach Hause, obwohl diese definitiv vom Sender nicht gesendet wird.
Die Situation an der roten Ampel, die auf grün springt, erleben wir oft. Da unsere Kommunikation funktioniert, merken wir nicht, dass wir die Nachricht interpretieren. Oder anders gesagt, spielt es für uns keine Rolle; es ist nicht Teil unserer Aufmerksamkeit, dass wir interpretieren. Somit gehen wir davon aus, dass in der Nachricht eben doch mindestens eine Botschaft auf einer der beiden Ebenen Appell oder Beziehung vorhanden ist.
Das Beispiel ist Teil des Buches von Schulz von Thun Miteinander reden I und ist deshalb vielen bekannt. So wie das Beispiel Die Ampel ist grün im Buch behandelt wird, bekommt die Annahme Nahrung, dass immer alle 4 Ebenen in einer Nachricht vorhanden sind.
Das ist schädlich für unsere Kommunikation. Denn die Ebenen Selbstoffenbarung, Appell und Beziehung sind in der Nachricht Die Ampel ist grün definitiv leer.
Du wirst nun vielleicht einwenden, dass Mimik, Gestik und Betonung weitere Faktoren für unsere Kommunikation ausmachen. Das ist wahr. Allerdings wissen wir selten bis nie, warum ein Sender bei einer Aussage jene Mimik, diese Gestik oder Betonung wählt. Auch Mimik, Gestik und Betonung verlocken lediglich zur Interpretation.
Interpretation ist die Fehlerquelle Nummer 1 bei unserer Kommunikation.
Mich würde interessieren, ob Du zur Interpretation neigst, diese für normal hälst. Schreibe in die Kommentare!
Die Ampel ist grün oder Es ist grün 4 Ohren Modell und die Wirkung auf Euch
Das Beispiel Die Ampel ist grün oder Es ist grün ist als Beispiel für das 4 Ohren Modell sehr bekannt. Damit kommt ihm eine besondere Bedeutung zu. Interpretation wird anhand des Beispiels nicht kritisch gesehen, sondern bekommt den Stempel des Normalen. Damit wirst Du als Empfänger von Nachrichten aufgefordert, nach Botschaften auf den leeren Ebenen zu suchen. Findig wirst Du dann oft nur mithilfe der Spekulation bzw. Interpretation.
In der Beispielsituation ist die Interpretation für uns alle meistens unproblematsich. Aus der Behautung, eine Nachricht hat immer alle 4 Ebenen in sich, erwächst dennoch das Hauptproblem für unsere Kommunikation. Das gilt also höchstwahrscheinlich auch für Deine Kommunikation.
Wie wirkt das Beispiel Die Ampel ist grün oder Es ist grün auf Euch? Glaubt ihr, dass ihr spekulieren müßt? Ich freue mich über eure Kommentare und Beiträge in der Community.
Mein Name ist Michael Ueberschaer. Ich bin seit 15 Jahren davon überzeugt, dass Kommunikation zwischen Frau und Mann in Partnerschaft und Ehe oft ein Schattendasein führt. In meinem Blog kläre ich über die Gründe auf und weise den Weg, die Kommunikation in Partnerschaft oder Ehe auf einen höheren Level für mehr Verständigung zu bringen. Hier im Blog findest Du neben Artikeln, Artikelserien, Tipps und Tutorials zu Beziehung und Kommunikation auch Artikel zu den Themen Bildung, Erziehung, Gesundheit und Häusliche Gewalt. Abonniere gerne meinen RSS Feed, damit Du keinen Artikel verpasst!
Hallo Michael,
Du beginnst deinen Artikel mit den Worten “Mit dem 4 Ohren Modell hat Schulz von Thun die Annahme in die Welt gesetzt, dass Nachrichten immer alle 4 Ebenen beinhalten.” Ich glaube, dass hier ein bisschen die Meta-Analyse fehlt und muss leider schon an dieser Stelle widersprechen.
Wenn SvT wirklich gemeint hätte, dass der Sender immer alle vier Ebenen bedient (also Nachrichten immer die vier Ebenen beinhalten), dann hieße das Modell “Vier-Münder-Modell”. Das Modell bezieht sich aber nicht auf die Perspektive des Senders, sondern explizit auf die Perspektive des Empfängers, der mit vier verschiedenen “Ohren” auf den vier verschiedenen Ebenen interpretiert. Überinterpretation sind Kernbaustein des ursprünglichen Beispiels, insbesondere dass eine unterschwellige Genervtheit, die eigentlich eine Selbstoffenbarung ist (z. B. “ich habe heute keinen guten Tag”) in der Interpretation vom “falschen Ohr” wahrgenommen und in Appell und Beziehung verlagert wird. Er beschreibt also genau das Problem, das du hier auch betonst.
Ich finde es gut, dass du klar darüber sprichst, dass man nicht immer nach Nachrichten auf allen vier Ebenen suchen sollte; genau dafür gibt es ja auch Kommunikationstrainings, damit die Sender die Ebenen richtig ansprechen und der Interpretationsaufwand und die Gefahr der Missverständnisse sinkt. Meiner Meinung nach reduzierst du SvT aber zu sehr, und beschreibst eher das, was schlechte Coaches/Blogs daraus machen, als das, was er selber in seinem Buch schreibt. Wie gesagt, sonst würde das Modell anders heißen…
Insofern hat das Modell nie behauptet, eine einzelne Botschaft würde immer alle Kanäle ansprechen, sondern dass alle vier Kanäle für die Kommuniation eine Rolle spielen. Der Wert des Modells liegt liegt nicht in der Allgegenwärtigkeit der vier Ebenen, sondern es ist ein Werkzeug zur Reflexion der Situation, wenn es plötzlich zu Streit kommt. Der Empfänger denkt nach und analysiert dann, was er auf den vier Ebenen gehört hat; der Sender klarifiziert im Anschluss, was er davon eigentlich gemeint hat. Das Zerlegen einer Sender-Empfänger-Interaktion auf die vier Ebenen hilft lediglich bei der Analyse!
Kurzum: SvT sagt nicht, dass alle Ebenen immer präsent sind, sondern dass im Falle eines Sender-Empfänger-Problems über die vier Ebenen nachgedacht werden soll und dann beide Seiten das Gesagte bzw. Gehörte auf die vier Ebenen aufteilen sollen. So kann man Missverständnisse aufzeigen und beheben. Er zeigt im Ampel-Beispiel anschaulich, wie das aussehen könnte, und sagt nicht, dass es immer so aussieht.
Liebe Grüße,
Julian
Hallo Julian,
ich bedanke mich bei Dir für Deinen umfassenden Kommentar.
Tatsächlich habe mich bereits in einem Artikel mit der Frage beschäftigt, warum das Kommunikationsmodell von Schulz von Thun 4 Ohren Modell heißt und den meisten Mitmenschen als 4 Ohren Modell bekannt ist.
Denn Schulz von Thun hat sein Modell ursprünglich Kommunikationsquadrat genannt. Dieses betont nicht nur, dass Sender und Empfänger gleichermaßen verantwortlich sind. Es weißt ausdrücklich darauf hin, dass ein Sender immer, entweder implizit oder explizit, wirksam ist. Das bedeutet, dass der Empfänger laut Modell einer Nachricht immer Botschaften auf allen 4 Ebenen mitgibt, ob er will oder nicht.
In meinem Artikel mache ich mit dem Beispiel der Ampel deutlich, dass dies nicht der Fall ist.
Ok, ich glaube ich sehe was du meinst; die Unterscheidung liegt dann aber darin, ob man sagt “…alle vier Ebenen anspricht” oder “…alle vier Ebenen gleichermaßen anspricht”. Es ist meiner Meinung nach tatsächlich unmöglich, mit jemandem zu reden ohne subtile Hinweise auf alle Ebenen zu geben, insofern werden immer alle vier Ebenen angesprochen. Die Hauptkommunikation findet dann vielleicht auf der Sachebene statt, aber der Rest ist nicht komplett außen vor. Die Fragen dazu sind: Wo zieht man die Grenze? Wie viel ist relevant? Muss ich als Empfänger bei einer relativ sachlichen Information darüber nachdenken, wie du dich dabei fühlst, nur weil ich aus deiner Stimme etwas herausgehört habe?
Wenn du mit mir sprichst, dann merke ich wie es dir geht und wie du zu mir stehst. Auch, wenn du nur “Die Ampel ist grün.” sagst. Ob ich das stark merke oder nur ganz leicht, und ob das für die Situation relevant ist oder nicht, ist dann immer relativ. Natürlich gibt es unterschiedliche Abstufungen in der emotionalen Intelligenz oder Feinfühligkeit des Empfängers, weshalb bei manchen davon nicht so viel ankommt, bei anderen mehr.
Grundsätzlich kann man sich meiner Meinung nach auf die Ebenen konzentrieren, auf denen hauptsächlich kommuniziert wird. Im Fall der grünen Ampel wäre das die Sachebene; wenn es eben so gesagt wird. Ich kann aber auch “Die Ampel ist grün.” so sagen, dass du sehr deutlich spürst, dass ich dich richtig ätzend finde, und dann wird das für dich als Empfänger schon relevant. Es zählt eben nicht nur der Wortlaut, sondern auch Gestik, Mimik, Stimmlage, Körperhaltung, Hauttönungen (erröten, erbleichen), Schwitzigkeit, etc., also alle non-verbalen Komponenten der Kommunikation.
Blöd ist nur, wenn ich eigentlich auf jemand anderen sauer bin, das aber in diese Aussage mit reinprojeziere; dann gibt es Missverständnisse….
Das ist die Behauptung im Modell, die bezogen auf den sprachlichen Inhalt im Ampel Beispiel schlichtweg unwahr ist.
Frage Dich, woran Du das merkst! Am Tonfall, an der Betonung? Oder an der Gestik? Diese können sich auf Dich beziehen. Wohl gemerkt sie können….
Doch woher möchtest Du zum Beispiel wissen, warum der Sender lacht oder die Augenbrauen hochzieht? Die Idee der non-verbalen Kommunikation ist ein Einfalltor für Spekulation und Interpretation.
Im Beispiel der grünen Ampel wird nur auf der Sachebene kommuniziert. Wie ich geschrieben habe, sind die anderen 3 Ebenen (Seiten im Kommunikationsquadrat) leer.
Ich möchte nicht versäumen, auf meine beiden Boards hinzuweisen, die Diskussionen und Austausch ermöglichen.
Vielleicht nochmal andersherum:
Wenn du mich fragst: “Welche Farbe hat die Ampel?”, dann hat “Die Ampel ist grün.” nur eine Sachebene.
Wenn ich aber bei dir beifahre, und ich sage einfach so aus dem Nichts heraus “Die Ampel ist grün.”, dann impliziert es einen dahinterstehenden Gedankenprozess: Denn ansonsten gäbe es keinen Grund, das Offensichtliche zu sagen! Das ist ein wichtiger Teil der Situationsbeschreibung.
Entweder mir ist langweilig und fällt nichts besseres ein (beinhaltet eine Selbstoffenbarung), oder ich möchte dir mit dieser Aussage etwas mitteilen (diverse Ebenen, je nachdem). Eine rein sachliche Aussage ohne Hintergedanken ergibt an der Stelle keinen Sinn. So eine Aussage tätige ich also nur, wenn ich a) denke, dass du es nicht selbst sieht oder b) denke, dass du es selbst siehst aber nicht die richtige Reaktion bringst.
Als Beifahrer muss ich davon ausgehen, dass du die Ampeln im Blick hast, ansonsten hast du keine Verkehrskompetenz und ich würde nicht mit dir mitfahren. Wenn ich also a) denke, dann zweifle ich an deiner Kompetenz, wenn ich b) denke, dann zweifle ich in anderer Form an dir. So oder so, ergibt die Aussage “Die Ampel ist grün.” ohne vorherige Frage von dir keinen Sinn, wenn ich nicht an dir zweifele. Es gibt sie also nicht nur mit Sachebene.
Diese Sichtweise kommt mir authistisch vor, also von einem Unvermögen geprägt, die 4 Ebenen zu interpretieren, die zweifelsohne da sind. Waltzlawik meinte mal: “Man kann nicht nicht kommunizieren.”
Wir teilen der Umwelt ständig unser Innenleben und unsere Wünsche mit, ob wir wollen oder nicht. Wenn nicht verbal, dann nonverbal oder über das morphogenetische Feld.
Ich habe mich auch mit von Thun auseinandergesetzt und die Theorie mit Rosenbergs GfK verbessert.
https://www.oneironauten.de/2019/09/02/schulz-von-thun-und-rosenbergs-gfk-gemeinsamkeiten-und-unterschiede-ein-vergleich/
Vielen Dank für Deinen Kommentar,
hmmhmm…..leider kann ich nicht erkennen, dass du auf meinen Artikel eingehst.
Vielmehr wiederholst Du die Thesen des 4 Ohren Modells und ziehst die
Meinung von Watzlawick (siehe mein Artikel zu den 5. Axoimen) zur
Untermauerung heran.
In meinem Artikel geht es darum, auf Empfängerseite die eigene Neigung, zu interpretieren und
zu spekulieren, zu erkennen und entsprechend nicht mehr nach Ebenen zu suchen,
die nicht vorhanden sind. Dies spart eine Menge Energie.
Falls Du Dich Deiner Umwelt ständig mitteilst, muss dies nicht auch für Deine
Mitmenschen gelten.
Zum morphogenetischen Feld mögen sich meine Leser ggf. bei
Wikipedia informieren.
Im übrigen werden auch Gestik und Mimik oft falsch interpretiert. Denn
nicht jede Gestik oder Mimik ist automatisch eine Botschaft für den gerade anwesenden Mitmenschen.
Nun, es ist schon so, wie es da steht:
Eine Nachricht KANN auf 4 Ebenen eine Botschaft haben. Muss sie aber nicht.
Häufig wird jedoch fast zwanghaft versucht, alle vier Ebenen zu befüllen. Da fängt das muntere Hinein-Interpretieren dann an. Und genau dadurch KANN es kompliziert werden.
Vielen Dank für Deinen Kommentar, Wolf,
grundsätzlich bewirkt jede gesprochene Nachricht etwas beim Empfänger. Der Sender erzeugt meistens ein Gefühl.
Besonders mit Nachrichen, die nur eine Botschaft auf der Sachebene beinhalten, verleiten Sender ihre Empfänger zur Interpretation.
Dabei spielt der Umgang des Empfängers mit seinen Gefühlen eine entscheidende Rolle. Je weniger Zugriff wir auf unsere Gefühle haben desto komplizierter wird es für uns sein, nicht zu interpretieren.
Ich habe mich doch sehr gewundert bei diesem Artikel. Sie sagen also, dass das Model von von Thun ‘falsch’ ist und in der Aussage ‘die Ampel ist grün’ IMMER nur die Sachebene enthalten ist!? Wenn Sie jemand mit wütender Stimme anschreit ‘die Ampel ist grün!’ – ist hier ihrer Meinung nach nicht die Selbstoffenbarung ‘ich bin wütend’ enthalten? Außerdem offenbart der Sender damit doch u.a. auch ‘ich habe bemerkt, dass die Ampel grün ist’.
Wenn Sie schreiben, dass keine Botschaften auf Appell-, Beziehungs- und Selbstoffenbarung enthalten sind, argumentieren Sie selbst nur auf der Sachebene. Natürlich sind diese Botschaften in vielen Fällen nicht als explizite Aussage enthalten, sondern werden durch Tonlage, Körpersprache, Stimme, Lautstärke etc. übermittelt.
Hallo,
vielen Dank für den kritisch hinterfragenden Kommentar.
Das 4 Ohren Modell impliziert für die Nachricht Die Ampel ist grün Botschaften auf allen 4 Ebenen.
Die Selbstoffenbarung ‘Ich bin wütend’ entsteht allerdings auch in Deinem Beispiel durch die Interpretation des Empfängers.
Denn nicht immer liegt einem wütenden Anschreien tatsächlich Wut zugrunde. Vielleicht ist der Sender wütend. Vielleicht ist er aber auch ungehalten, ungeduldig oder aus anderen Gründen, die nichts mit der Ampelsituation zu tun haben, wütend. Der einzige, der dies beantworten kann, wenn er es denn kann, ist der Sender selbst. Und vielleicht spielt für den Sender beim Senden seiner Nachricht eine Rolle, dass er die grüne Ampel bemerkt hat, vielleicht auch nicht.
Mit meinem Artikel zum Beispiel Die Ampel ist grün möchte ich eben darauf hinweisen, dass die Annahme des 4 Ohren Modells, es sind immer alle 4 Ebenen vorhanden, Empfänger zur Interpretation verleitet. Die Folge dieser Annahme ist, dass wir als Empfänger lieber interpretieren als beispielsweise zu merken, dass wir das Verhalten oder die Aussage eines Mitmenschen nicht verstehen.
Besonders hinsichtlich Tonlage, Körpersprache, Stimme oder Lautstärke interpretieren wir ununterbrochen; und zwar im allgemeinen ohne es zu merken. Dazu werde ich in Bälde Artikel veröffentlichen.