Zuletzt aktualisiert am 25. August 2022
Schimpfen wird als Mittel in der Erziehung heute kritisch gesehen. Es gibt sogar die Auffassung, dass Schimpfen extrem schädlich für die Entwicklung von Kindern ist. Doch Schimpfen ist noch längst nicht dasselbe wie Schimpfen.
Was ich damit meine und warum Schimpfen nicht grundsätzlich schädlich ist, erfährst Du in diesem 4. Artikel meiner Artikelserie zur Erziehung.
Wie hoch die Verunsicherung bzgl. des Schimpfens in der Erziehung ist, zeigt die Vielzahl an Erziehungsratgebern mit dem Thema Schimpfen und wie man es vermeidet.
Doch der Duden gibt darüber Auskunft, dass Schimpfen nicht nur mehrere Bedeutungen hat, sondern dass damit auch unterschiedliche Handlungen gemeint sind.
Schimpfen im Duden
Der Duden bietet 4 Bedeutungen an, von denen 3 bezogen auf das Schimpfen in der Erziehung relevant sind.
Unwillen und Ärger ausdrücken
seinem Unwillen, Ärger mit heftigen Worten [unbeherrscht] Ausdruck geben
https://www.duden.de/rechtschreibung/schimpfen
Wir schimpfen also bereits, wenn wir unseren Unwillen oder unserem Ärger mit Worten, mit heftigen Worten, Ausdruck verleihen.
Unwillen im Duden
lebhaftes Missfallen, das sich in Ungehaltenheit, Gereiztheit, unfreundlicher oder ablehnender Haltung äußert
https://www.duden.de/rechtschreibung/Unwille
Wenn uns das Verhalten eines Mitmenschen mißfällt, drücken wir also unseren Unwillen aus. Erziehungsratgeber geben hier den Rat, unseren Unwillen nicht zum Ausdruck zu bringen. Andere Ratgeber raten Eltern authentisch zu sein. Was nun? Wenn du mit beiden Ratschlägen konfrontiert wurdest, hast Du ein Entscheidungsproblem. Willst Du authentisch sein oder nicht?
Ärger kann ein originäres Gefühl sein. Das bedeutet, dass es zu einer Situation oder einem Handeln eines Mitmenschen passen kann, ärgerlich zu sein. Möchtest Du als Mutter oder Vater Dich als Person Deinem Sohn oder Deiner Tochter gegenüber mit deinem Gefühl Ärger erlebbar machen, ist es richtig, Deinen Ärger auszudrücken und Deinem Nachwuchs zu ermöglichen, Deinen Ärger zu merken.
Jemanden zurecht weisen
jemanden schimpfend zurechtweisen, ausschimpfen
https://www.duden.de/rechtschreibung/schimpfen
Zurechtweisen im Duden
jemandem gegenüber wegen seiner Verhaltensweise sehr deutlich seine Missbilligung ausdrücken, ihn nachdrücklich tadeln
https://www.duden.de/rechtschreibung/zurechtweisen
Zum einen bedeutet Schimpfen also, jemandem zu vermitteln, dass man mit seinem Verhalten nicht einverstanden ist. Hierbei handelt es sich um eine Grenzsetzung, wenn Du direkt vom Verhalten Deiner Tochter oder Deines Sohnes betroffen bist. Wenn Du eine Beziehung zu Deinem Sohn oder Deiner Tochter herstellen möchtest, sind derartige Grenzsetzungen Deinerseits unumgänglich. Bedenke aber, dass Kinder erst ab einem gewissen Alter verstehen können, was eigene Grenzen und somit die Grenzen anderer sind.
Tadeln im Duden
[in scharfer Weise] jemandem sein Missfallen o. Ä. über ihn selbst, sein Verhalten, Tun o. Ä. zum Ausdruck bringen
https://www.duden.de/rechtschreibung/tadeln
Beim Tadeln kann es also ebenfalls darum gehen, dass Du Dein Missfallen bzgl. eines Verhaltens zum Ausdruck bringst. Achte allerdings grundsätzlich darauf, nicht die komplette Person Deines Sohnes oder Deiner Tochter zu bewerten.
Dann ist auch ein Tadel als Grenzsetzung nicht schädlich für Deine Tochter oder Deinen Sohn.
Jemanden herabsetzen und/oder beleidigen
jemanden herabsetzend, beleidigend als etwas bezeichnen
https://www.duden.de/rechtschreibung/schimpfen
Es ist in der Tat bemerkenswert, dass mit Schimpfen auch gemeint sein kann, jemanden herabzusetzen oder zu beleidigen.
Absolute NO GO’s
Es sollte klar sein, dass das Herabsetzen und Beleidigen absolute NO GO’s im Umgang mit Kindern sind. Das gilt selbstverständlich nicht nur für Eltern, sondern auch für Fachkräfte im Bereich KITA’s, Jugendhilfe und Schule.
Schimpfen in Eurer Erziehung
Wie bereits eingangs gesagt ist Schimpfen nicht gleich Schimpfen. Schimpfen als Ausdruck des eigenen Unwillens oder Ärgers ist legitim, wenn Du als Person authentisch sein möchtest. Darüber hinaus ist es grundsätzlich gesund, originäre Gefühle zu merken und zum Ausdruck zu bringen.
Deine Tochter oder Deinen Sohn herabzusetzen oder zu beleidigen ist kein geeignetes Erziehungsverhalten bzw. Beziehungsverhalten.
Wenn Deine Tochter oder Dein Sohn prinzipiell dazu neigt, Deinen Wünschen nicht zu entsprechen, solltest Du allerdings ein wenig genauer hinschauen und ggf. Unterstützung beim Kinderarzt oder einer Erziehungsberatung in Erwägung ziehen.
Wie steht ihr zum Schimpfen im Sinne einer Grenzsetzung? Habt ihr schon einmal geschimpft? Plagt euch ein schlechtes Gewissen, weil ihr mit Eurem Sohn oder Eurer Tochter geschimpft habt?
Mein Name ist Michael Ueberschaer. Ich bin seit 15 Jahren davon überzeugt, dass Kommunikation zwischen Frau und Mann in Partnerschaft und Ehe oft ein Schattendasein führt. In meinem Blog kläre ich über die Gründe auf und weise den Weg, die Kommunikation in Partnerschaft oder Ehe auf einen höheren Level für mehr Verständigung zu bringen. Hier im Blog findest Du neben Artikeln, Artikelserien, Tipps und Tutorials zu Beziehung und Kommunikation auch Artikel zu den Themen Bildung, Erziehung, Gesundheit und Häusliche Gewalt. Abonniere gerne meinen RSS Feed, damit Du keinen Artikel verpasst!