Gewalt an Schulen

Zuletzt aktualisiert am 25. August 2022

Die Gewalt an Schulen ist immer noch ein Randphänomen? So hätten es die Verantwortlichen in den Bildungsbehörden gerne, doch die Realität ist offenbar eine andere. Zumindest scheinen die Fallzahlen zu steigen, wie einer Studie zu entnehmen ist.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass körperliche Übergriffe auf Lehrer zu meiner Schulzeit vorkamen. Ich jedenfalls wäre nicht auf die Idee gekommen, einen Lehrer, und wenn er mich noch so geärgert hätte, körperlich anzugreifen oder zu bedrohen (beides ist Gewaltverhalten).

In diesem Artikel geht es um dem Umgang mit Gewaltverhalten seitens der Schulen und der Bildungsbehörden.

Gewalt an Schulen gegen Lehrer – Statistik

Ich gehe hier nicht näher darauf ein, dass nicht jedes Verhalten Gewaltverhalten darstellt. Das habe ich an anderer Stelle hinsichlich häuslicher Gewalt bereits getan.

Laut der verlinkten Statistik berichten 34% der Schulleitungen, dass in den letzten 5 Jahren Lehrer von Schülern körperlich angegeriffen wurden. 2018 berichteten dies 26% der Schulleitungen.

Gewalt an Schulen erzeugt einen Arbeitsunfall

Gewaltverhalten von Schülern hat zur Folge, dass die Grenzen der betroffenen Lehrer massiv überschritten und Lehrkräfte zu Opfern werden.

Solche Grenzüberschreitungen erzeugen bei einem körperlichen Übergriff Schmerzen und körperliche Verletzungen sowie Ohnmacht und Angst. Bei Androhungen erzeugen die Täter Ohnmacht und Angst.

Beide Handlungsweisen beeinträchtigen die Gesundheit des betroffenen Lehrers und sind somit als Arbeitsunfall einzustufen.

Gewalt an Schulen vergiftet die Lernatmosphäre

Es sollte eigentlich klar sein, dass sich Gewaltverhalten von Schülern in mehrfacher Hinsicht auf die Lernatmosphere an den betroffenen Schulen auswirkt.

Dennoch berichten 30% aller Schulleitungen, dass es sich an der Schule um ein Tabu-Thema handelt.

Die Bremer Bildungsbehörde räumt indirekt ein, dass es kein standardisiertes Meldeverfahren für Gewaltverhalten an den Bremer Schulen gibt. Die Behörde verspricht, an einem solchen zu arbeiten. Das scheint mir ein kleines bißchen symptomatisch für den Umgang mit Gewalt an deutschen Schulen zu sein.

Gewalt an Schulen ruft Jugendamt auf den Plan

Gewaltverhalten bei Kindern und Jugendlichen sollte grundsätzlich dazu führen, dass das Jugendamt eingeschaltet wird.

Denn Gewaltverhalten bei Kindern und Jugendlichen gibt einen deutlichen Hinweis darauf, dass die Entwicklung des Kindes oder Jugendlichen gefährdet sein könnte.

Anstatt dessen wird zum Beispiel in Bremen eine verstärkte Schulsozialarbeit gefordert. Doch es ist nicht Aufgabe von Schule, Eltern die Erziehung und Begleitung ihrer Kinder abzunehmen. Können Eltern ihre Aufgaben nicht wahrnehmen, ist Hilfe über das Jugendamt dringend geboten.

Gewalt an Schulen – Fahrplan

Eine Institution wie eine Schule muss Gewaltverhalten ernst nehmen. Dazu bedarf es einer klaren Abfolge von Handlungen, die bei einem Übergriff folgen müssen.

  • Betroffener Lehrer meldet den Übergriff mit Angabe von Zeugen an die Schulleitung
  • Schulleitung erstellt Anzeige an die Polizei und Jugendamt
  • Lehrer wird gehört und ggf. vom Unterricht freigestellt
  • Schulleitung informiert Eltern und fordert Gespräch und setzt Termin für das Gespräch
  • Schulleitung meldet Arbeitsunfall
  • Täter wird zunächst bis zum Termin (Eltern, Schulleitung, Jugendamt) vom Unterrricht suspendiert
  • Schulleitung spricht mit Eltern und Jugendamt
  • Verlängerung der Suspendierung des Täters, wenn notwendig
  • Clearing des Jugendamtes in der Familie
  • Installierung von Hilfen in der Familie (z.B. sozialpädagogische Familienhilfe), wenn notwendig (siehe Clearing)
  • Laufende Begleitung des Lehrers, Reflektion der Gewalterfahrung, ggf. durch externe psychologische Beratung
  • Laufende, schulinterne Konfrontation des Täters mit seinem Gewaltverhalten (Täterarbeit), z.B. durch Schulsozialarbeit
  • weitere Maßnahmen (z.B. Begleitung der Klasse, Reflektion der Klassensituation und mehr), wenn notwendig

Diese Liste bildet nicht die zeitlich zwingend notwendige Reihenfolge ab. Die Reihenfolge kann aufgrund organisatorischer Gegebenheiten auch angepasst werden.

Diese Liste soll daran erinnern, dass es nach einem Übergriff durch einen Schüler mehr zu tun gibt, als den Schüler einmal kurz zu tadeln.

Gewalt an Schulen erfordert Handlungen

Schule scheint sich an das Gewaltverhalten von Schülern zunehmend zu gewöhnen. Es wird somit Teil des Schulalltags. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wesentlicher Grund ist die mangelnde Grenzsetzung durch die Gesellschaft und von Schule als verlängerter Arm der deutschen Gesellschaft. Dieser Arm scheint leider kürzer zu werden.

Klare Regeln im Umgang mit gewalttätigen Schülern (dies gilt auch für drohende Schüler) müssen daher formuliert und eingehalten werden; und das, obwohl dies zusätzliche Arbeit macht. Schule muss auf diesem Hintergrund an anderer Stelle entlastet werden; zum Beispiel durch das Stoppen der betriebswirtschaftlichen Denke, die mehr Papierkrieg verursacht.

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