Häusliche Gewalt und Corona – Täter werden entschuldigt

Zuletzt aktualisiert am 25. August 2022

Ich habe nicht vor, auf diesem Blog häusliche Gewalt in Verbindung mit der Corona Krise auf zu greifen. Nichtsdestotrotz halte ich es für dringend geboten, mindestens einen Artikel zur besonderen Situation zu veröffentlichen.

Schwere Fälle im Hellfeld

In einem Interview berichtet die Vizechefin der Gewaltschutzambulanz in Berlin, Frau Etzold, dass momentan Frauen mit schweren Verletzungen in die Ambulanz kommen. Die dazu gehörenden tätlichen Übergriffe wurden auch zur Anzeige gebracht.

Viele Frauen kommen mit Würgemalen und Brüchen im mittleren Gesichtsbereich. Das bedeutet, dass männliche Täter ihre Partnerinnen würgen und/oder brutal ins Gesicht schlagen. Diese Männer entscheiden sich zu lebensbedrohlichen Gewalttaten. Dies zu lesen, macht sprachlos und ohnmächtig.

Häusliche Gewalt steigt ohne Täter

Konsterniert bin ich aufgrund der Aussagen, die die Vizechefin im weiteren Verlauf des Interviews trifft.

Der Corona Virus und die damit verbundenen Einschränkungen sind verantwortlich.

Als Ursache wird ausgemacht, dass die Leute länger aufeinander hocken. Kein Wort über die Täter, die aus persönlichen Gründen zuschlagen. Aussagen dieser Art senden ein Signal an die Täter und dieses Signal ist fatal.

Es hat weniger mit Dir als derjenige, der zuschlägt zu tun, als vielmehr mit der aktuellen einengenden Situation”. Selbst die Formulierung, die ich gerade genutzt habe, ‘Es hat weniger…….’, lies bitte mit Vorsicht, denn sie beinhaltet eine Versachlichung einer Handlung. Die Person oder Persönlichkeit des Täters, der im übrigen ein Mann ist, gerät in den Hintergrund bzw. die Antwortende drängt sie in den Hintergrund.

Nachdem Frau Etzold versichert, dass die Opfer sowohl Frauen von Professoren wie von Hartz-IV-Empfängern sind, bekommt sie folgende Frage gestellt:

Nimmt häusliche Gewalt zu, weil sich die Leute wegen der Coronabeschränkungen in den eigenen vier Wänden mehr auf die Nerven gehen?

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/haeusliche-gewalt-gibt-es-in-der-villa-ebenso-wie-im-plattenbau-li.82751

Corona und weitere Einflüße

Sie antwortet, dass ihr das zu kurz gefaßt ist und es mehr Einflüsse gibt. Der Interviewer wendet ein, dass Angst vor der Zukunft kein Grund ist, die eigene Partnerin zu schlagen. Das ist nur halb richtig, denn tatsächlich geht der jeweilige Täter mit seiner Angst so um, dass er sich zum Zuschlagen oder Würgen entscheidet. Hierum wird es auch auf diesem Blog gehen.

Weiter sagt Frau Etzold, dass finanzielle Probleme oder Zukunftsängste Risikofaktoren sind. Wieder kommt der Täter in der ‘Gleichung’ nicht vor.

Und es wird natürlich auch gefragt, was unsere Gesellschaft tun kann. Damit Häusliche Gewalt in Zeiten von Corona nicht weiter zunimmt, ist es hilfreich, Maßnahmen wie Kurzarbeitergeld oder Notbetreuungen von Kindern fortzuführen, so die Ausführungen im Interview.

Fazit Häusliche Gewalt und Corona

Auch wenn dies eventuell nicht die Absicht war. Die Botschaft an die Täter ist. Ihr müßt nichts tun, denn ihr seid ja nicht verantwortlich. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch den gesellschaftlichen Umgang mit Gewalttaten von Männern im häuslichen Nahbereich.

Für die Überwindung des Gewaltverhaltens von Männern ist also Aufklärung ein wichtiger Baustein, wie leider wieder einmal deutlich wird.

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