Online Zeit für Kinder nimmt zu – Verdrängtes Risiko

Die Online Zeit für Kinder nimmt zu. Auch für Jugendliche. Denn Kinder und Jugendliche verbringen zusehends mehr Zeit an internetfähigen Geräten und damit im Internet. Das geht aus einer Studie des Bitkom e.V. hervor, die just veröffentlicht wurde. Das ist nicht besonders verwunderlich, denn schließlich sollen Kinder ja laut des Mainstreams der Medienpädagogik so früh wie möglich an die Medien heran geführt werden.

Für die Studie, die angeblich repräsentativ ist, wurden über 900 Kinder und Jugendliche befragt. Gleich zu Anfang werden 2 Zahlen vorgestellt, von denen mich eine bedenklich stimmt. Warum, erfährst Du in meinem Kommentar zur Studie.

Nutzung von Smartphone und Tablet und Online Zeit

Die erste Kennzahl aus der Studie ist, dass 98% der Kinder und Jugendlichen ab 6 Jahren Online Zeit verbringen; und zwar mit dem Tablet und dem Smartphone. Selbst die 6 – 9-jährigen nutzen zu 95% mindestens eines der beiden Geräte.

Die Onlinezeit bei Kindern zwischen 6 und 9 Jahren beträgt laut Studie im Durchschnitt 49 Minuten pro Tag. 16 – 18-jährige Jugendliche verbringen laut Studie im Schnitt Online 2 Stunden und 46 Minuten.

Im Schnitt verbringen Kinder ab 6 Jahren 111 Minuten im Internet.

Kinder und Jugendliche wachsen wie selbstverständlich mit Smartphone und Internet auf

Medienkompetenz liegt in der Verantwortung von Eltern

Auch beim Bitkom e.V. taucht er auf; der Satz, der die Eltern hinsichtlich der Mediennutzung ihrer Kinder letztendlich zu Marionetten macht (oder machen soll). Dort wird der Hauptgeschäftsführer so zitiert:

Kinder und Jugendliche wachsen wie selbstverständlich mit Smartphone und Internet auf ……… Sie müssen frühzeitig begleitet und angeleitet werden, damit sie sich handlungssicher und selbstbestimmt in der digitalen Welt bewegen können.

https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Online-Zeit-Kinder-Jugendliche-111-Minuten

Ihr als Eltern werdet zunehmend von irgendwelchen Interessenvertretern in die Pflicht genommen. Zumindest wird es dies heute vermehrt versucht und leider, muss man sagen, verfängt das irgendwie. Die Angst, eure Kinder könnten den Anschluss verpassen, wird künstlich hochgehalten.

Digitale Welt vs Analoge Welt

Und ein weiterer Begriff findet hier wieder einmal Erwähnung: Die Digitale Welt. Die digitale Welt soll das Pendant zur analogen Welt sein. Die analoge, also unsere wirkliche Welt, gerät zunehmend ins Hintertreffen, weil suggeriert wird, dass wir uns in einer Welt bewegen, wenn wir das Internet und seine Anwendungen nutzen. Das ist selbstverständlich völliger Quatsch.

Es handelt sich nicht um eine Welt, sondern um eine Abfolge von Nullen und Einsen, die uns auf einem 2-dimensionalen Bildschirm eine 3D Welt vorgaukeln kann. Das ist sicherlich faszinierend und ich selbst bin immer wieder beeindruckt, wie realistisch die Welten in Computer- und Konsolenspielen aussehen können.

Und es handelt sich um Simulationen, die nichts mit unserer stofflichen Welt gemein haben.

Online Zeit für Kinder nimmt zu und die Risiken?

Die Pressemitteilung bein Bitkom e.V. widmet tatsächlich einen kleinen Absatz den Risiken der zunehmenden Online Zeit für Kinder. In dem Absatz zu negativen Erfahrungen im Internet heißt es eingangs:

Allerdings haben 35 Prozent der 10- bis 18-Jährigen das Gefühl, online zu viel Zeit zu verbringen.

https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Online-Zeit-Kinder-Jugendliche-111-Minuten

Ein erstaunlicher Befund der 10 – 18-Järigen selbst. Ein Drittel hat den Eindruck, zu viel Zeit Online zu sein. Dann werden die Risiken offensichtlich, denen sich Kinder ungeschützt aussetzen dürfen (und sollen).

  • 45% haben schlechte Erfahrungen gemacht
  • 19% haben angsteinflößende Inhalte gesehen
  • 17% wurden schon beleidigt oder gemobbt, unter den 12 – 13-Järigen 23%
  • über 12% wurden im Internet Lügen verbreitet
  • 9% der Mädchen (2% der Jungen) wurden von Gleichaltrigen sexuell belästigt
  • 5% der Mädchen (1% der Jungen) wurden von Erwachsenen sexuell belästigt

Als Antwort auf diese Risiken ist dann zu lesen:

„Der Schutz von Kindern und Jugendlichen muss auch in der digitalen Welt verbessert werden. Hier braucht es nicht nur Aufklärung durch Eltern und Schule, sondern ebenso eine technisch und personell bessere Ausstattung von Polizei und Ermittlungsbehörden“, so Rohleder.

https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Online-Zeit-Kinder-Jugendliche-111-Minuten

Doch Aufklärung verhindert nicht, dass angsteinflößende Inhalte im Netz zu finden sind. Es verhindert auch nicht, dass Kinder beleidigt oder gemobbt werden. Denn die Täter sind inzwischen auch Minderjährige wie der Liste oben zu entnehmen ist.

Kinderschutz und Jugendschutz geht anders. Oder treffender formuliert gingen diese einmal anders. Das bedeutet, es gab einmal ein anderes Verständnis von Kinderschutz und Jugendschutz.

Der Zugang zu kinder- und jugendgefährdenden Inhalten wurde Kindern und Jugendlichen früher erschwert bzw. verunmöglicht. Dennoch nimmt die Online Zeit für Kinder zu und kaum jemand wagt es heute noch, dies in der Öffentlichkeit zu problematisieren.

Die jeweiligen Plattformen wie OnlyFans oder TikTok haben keine Veranlassung, die Anmeldung entsprechend ihrer Altersvorgaben zu beschränken.

Online Zeit für Kinder begrenzen

Die öffentliche Debatte zur Online Zeit für Kinder wird nicht mehr dahingehend geführt, sie vom Internet fernzuhalten. Die große Breite der Gesellschaft hat scheinbar folgende Pille geschluckt:

Kinder müssen so früh wie möglich an die digitalen Medien und das Internet herangeführt werden.

Und es handelt sich tatsächlich um eine Pille. Diese Pille hat allerdings einen heftigen Beigeschmack, wie der Liste der Risiken zu entnehmen ist. Heute ist maximal die Rede davon, Online Zeit für Kinder begrenzen zu müssen.

9% der Mädchen sexuell belästigt – von Gleichaltrigen

Man möge sich die Zahl absolut vor Augen führen. Von 100.000 Mädchen mussten 9.000 bereits die Erfahrung machen, von Gleichaltrigen sexuell belästigt worden zu sein.

9.000

Die Erwachsenenwelt hält dies heute für……..ja für was denn?

Normal?
Notwendig?

Die Abstumpfung bezogen auf den Kinderschutz und Jugendschutz halte ich für erschreckend und traurig. Man bedenke, dass die Studie sagt, dass Gleichaltrige die Täter sind.

5% Opfer erwachsener Täter

Von 100.000 Mädchen wurden 5000 bereits von einem Erwachsenen sexuell belästigt.

5.000

Aktuell nimmt die Erwachsenenwelt viele Mädchen als Opfer von Erwachsenen billigend in Kauf.

Die Online Zeit für Kinder zu begrenzen ist eine trendige Forderung, allerdings auch eine, die dem Kinderschutz und Jugendschutz einen Bärendienst erweist.

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