Selbstabwertung im Gewaltkreislauf

Zuletzt aktualisiert am 4. April 2023

Selbstabwertung im Gewaltkreislauf dient einem Täter zur Abwehr seiner Gefühle. Nachdem ein Täter im Gewaltkreislauf mit Reue und Scham aufgrund seines Gewaltverhaltens konfrontiert ist, entscheidet er sich in der nächsten Phase, mit der Selbstabwertung zu beginnen. Es ist wichtig, sich das zu vergegenwärtigen. Der Täter trifft eine Entscheidung, mit der er den nächsten gravierenden Schritt hin zu seiner nächsten Tat vollzieht.

In diesem Artikel in meiner Artikelserie zum Gewaltkreislauf gehe ich auf die Phase der Selbstabwertung im Gewaltkreislauf (nach Joachim Lempert) näher ein.

Selbstabwertung im Gewaltkreislauf als Strategie

Die Selbstabwertung ist grundsätzlich hinderlich bei der eigenen Lebensgestaltung. Werten wir uns selbst ab, dann bewerten wir oft nicht nur unsere jeweiligen Handlungen, sondern unsere gesamte Person negativ.

Weg von den Gefühlen im Gewaltkreislauf

Täter, die sich im Gewaltkreislauf befinden, entscheiden sich auch zur Selbstabwertung, um die Gefühle Reue und Scham nicht mehr erleben zu müssen. Anders formuliert bewegen sie sich von diesen Gefühlen weg, indem sie sich Gedanken machen.

Sie sinnen darüber nach, wie es ihnen (erneut) passieren konnte, ihrer Ehefrau oder ihrer Partnerin körperlich zu schaden. Damit begeben sie sich in ihren Kopf, weg von ihren Gefühlen Reue und Scham. Sie machen sich Gedanken und beschäftigen sich mit ihrem Fehlverhalten dahingehend, wieder versagt zu haben. Sie hatten doch versprochen, dass sie nie wieder zuschlagen würden. Und dennoch ist es wieder passiert.

In der Folge werten sie sich als Mensch ab und vor allem auch als Mann. Ein richtiger Mann würde seine Ehefrau oder Partnerin niemals schlagen. Nur ein schlechter Mensch und ein schwacher Mann schlägt seine Partnerin oder Ehefrau. Davon sind Täter überzeugt.

Die Selbstabwertung ist irgendwann, nach weiteren Stunden oder Tagen im Gewaltkreislauf, ganz und gar. Ihre Reue und Scham merken sie nicht mehr, diese haben sie mit Ihrer Strategie der Selbstabwertung im Gewaltkreislauf gänzlich weggedrückt. Täter sprechen nicht über ihre Selbstabwertung. Diese Phase erleben sie komplett abgekoppelt von ihrer Umwelt. Sie sind ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, bewerkstelligen ihren Alltag mehr oder weniger roboterhaft. Dabei wenden sie immens viel Energie auf, denn niemand darf mitbekommen, welche Gedanken sie sich machen. Das Ergebnis ihrer Überlegungen, nämlich ihre vollkommene Selbstwertung, behalten sie für sich.

Selbstabwertung der Täter bleibt dem Opfer verborgen

Die Opfer eines jeden Täters sind selbstverständlich weiterhin mit ihren eigenen Gefühlen konfrontiert. Da sie sich weiterhin als ohnmächtig erleben, versuchen sie, neue mögliche Übergriffe durch viel Aufwand im Alltag zu vermeiden.

Die Selbstabwertung des Täters im Gewaltkreislauf, also ihres Partners oder Ehemannes, wird ihnen auch deshalb kaum gewahr. Entscheidend ist allerdings, dass der Täter auch in dieser Phase keine Kontaktangebote macht und sich nicht mitteilt. Damit führt er fort, Kontakt mit seiner Partnerin oder Ehefrau durch seinen Übergriff zu vermeiden.

Selbstabwertung im Gewaltkreislauf zur Gefühlsabwehr

Jeder Täter begibt sich irgendwann, ein paar Stunden, Tage oder Wochen nach der Tat, in die Phase der Selbstabwertung. Der Täter erlebt seinen Übergriff nicht als Folge einer Entscheidung, die er getroffen hat. Vielmehr widerfährt ihm in seinem eigenen Erleben, dass er seine Partnerin oder Ehefrau körperlich verletzt.

Seine Reue und Scham sind für ihn nicht nur unerträglich. Sie bedrohen massivst seine Männlichkeit, sodass er sein ‘Heil’ in seiner Selbstabwertung sucht und vorübergehend findet.

3 Gedanken zu „Selbstabwertung im Gewaltkreislauf“

  1. Hier wird völlig unterschlagen, dass es erstmal um Sachlichkeit (männlich) oder Emotion (Frau) geht, also um vorgefallene Fakten aus dem jeweiligen Blickwinkel, wieso Gewalt sich überhaupt äußert.

    Denn Gewalt ist erstmal keine Grenzüberschreitung, die man unter häuslicher Gewalt erfasst. Denn leidenschaftlicheres Beziehungsverhalten ist nicht toxisch, weil Gewalt sich rasch legt und beide Seiten auf ihre Art und Weise “gewalttätig” sind und das unabhängig, ob der Form halber der Mann oder die Frau der “Täter” (Initiator) oder das “Opfer” (Empfänger) ist oder sich das abwechselt. Gewalt erzeugt ja auch Gegengewalt bzw. Wehrverhalten. Dann ist es im Gleichgewicht.

    Der Gewaltkreislauf fängt eben nicht bei einer Auseinandersetzung an, sondern damit, dass darin die Lösung gesehen wird, ohne dass es gleichzeitig das letzte probate Mittel wäre. Das ist also die Beziehungsgewalt.

    Selbstabwertung kommt also nur dann vor, wenn die Initialgewalt eindeutig bei einer Person liegt und eben situativ und durch Deeskalation vermeidbar gewesen ist. Dazu gehört dann auch der Umstand, dass tatsächlich eine Seite den Partner verdrischt oder emotional gefügig macht, und nicht bloß eine Grenze angezeigt wird.

    Im Endeffekt ist man also auch hier dann beim Kontrollverhalten und nicht bei einer Grenzziehung. Der typische Täter ist deshalb männlich und schwach bzw. unmännlich, weil er also entweder von der Frau klein gemacht werden kann und dann Rache übt. Oder, weil er schwach ist und sich damit aufwertet.

    Frauen als Täter sind meistens im Verhalten kopierte kleine Männer, anstatt feminin, auch wenn sie weiblich emotional sind und nicht etwa prinzipiell sachlich kommunizieren wie Männer. Im Normalfall treten diese Frauen auch nur bei schwachen Männern in der Partnerschaft auf. Es gibt nur sehr wenige feminine Frauen, die in Sondersituationen emotional und gewalttätig sind.

    Auch ist das Thema beim Artikel Gewaltkreislauf halbwahr. Auch der Tritt gegen den Stuhl suggeriert normalerweise die Selbstabwertung, weil also übermäßig reagiert wird und damit die Beschämung wegen Schwäche ausgelöst wurde. Es hat mit dem Empfinden des Gegenübers (in dem Beispiel der Frau) wenig zu tun. Aus dieser Schwäche folgt die Gewalt, wenn diese nicht durch Erfolg und Lösung künftig verhindert wird, sondern der Grund der Anspannung noch bestätigt wird. Deshalb ist das Problem hier meist, dass der Mann diese Verantwortung nicht übernehmen will (unmännliches Verhalten) und dann über die Drohung (Lass mich in Ruhe) den Eskalationsplan schafft. Die Drohung alleine ist keine Gewalt, denn eine Grenzsetzung. Wird der Plan dann getriggert, wird häufig Gewalt gezündet, obwohl verboten.

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    • Vielen Dank für Deinen Kommentar,

      “Hier wird völlig unterschlagen, dass es erstmal um Sachlichkeit (männlich) oder Emotion (Frau) geht, also um vorgefallene Fakten aus dem jeweiligen Blickwinkel, wieso Gewalt sich überhaupt äußert.”

      Also ganz ehrlich, Hans. Ich bin doch sehr verwundert und frage mich, wo Du das herholst. Entschuldige bitte meine saloppe Ausdrucksweise. Nebenbei gemerkt, Gewalt(-verhalten) äußert sich nicht.

      Gruß Michael

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