Zuletzt aktualisiert am 11. November 2022
Die Selbstoffenbarungsebene ist laut 4 Ohren Modell von Friedemann Schulz von Thun eine von 4 wesentlichen Ebenen, die ihr innerhalb einer Nachricht mit einer Botschaft versehen könnt. Möchtet ihr eurem Gesprächspartner eure Gefühle, Wünsche oder Grenzen vermitteln, kommt ihr an der Selbstoffenbarungsebene nicht vorbei. Um die Selbstoffenbarungsebene sinnvoll einsetzen zu können, bedarf es eurer Selbstwahrnehmung.
In diesem Artikel erfahrt ihr, welche Formulierungen euch für eine Botschaft auf der Selbstoffenbarungsebene zur Verfügung stehen. Außerdem erkläre ich, warum eure Selbstwahrnehmung für die Nutzung der Selbstoffenbarungsebene von elementarer Bedeutung ist.
Eine Selbstoffenbarung ist riskant
Sich selbst zu offenbaren, erfordert Mut. Wenn wir über unsere Gefühle sprechen, wissen wir nicht, ob unser Gegenüber unsere Gefühle nachempfinden kann. Sprechen wir über unsere Wünsche, wissen wir nicht, ob diese auf Gegenliebe stoßen. Machen wir unsere Grenzen deutlich, wissen wir nicht, ob wir Verständnis bekommen und unsere Grenzen zukünftig eingehalten werden.
Doch besonders in Beziehungen in Partnerschaft und Ehe kommt es darauf an, unserem Partner Kontakt anzubieten. Denn Kontakt können wir nur an unseren gegenseitigen Grenzen herstellen. Deshalb ist die Selbstoffenbarung eine wichtige Ressource für die Gestaltung unserer Partnerschaft oder Ehe. Eure Selbstoffenbarung kann gelingen, wenn ihr auf der Selbstoffenbarungsebene eine Botschaft übermittelt. Die Art eurer Selbstoffenbarung sollte dabei die Form eurer Formulierung beeinflussen.
Mit der Selbstoffenbarungsebene über Gefühle sprechen
Unser menschliches Dasein ist dadurch bestimmt, dass wir im Laufe eines Tages mit diversen Gefühlen konfrontiert werden. Ist bei unserem Bäcker unser Lieblingsbrötchen ausverkauft, sind wir enttäuscht. Bringt uns unser Partner eine Aufmerksamkeit mit, sind wir überrascht und/oder erfreut. Verliert unser Lieblingsverein, in welcher Sportart auch immer, sein Punktspiel, sind wir enttäuscht und/oder frustriert. Erhalten wir von unserem Partner nicht die Unterstützung, die wir uns wünschen, sind wir traurig und/oder überfordert.
Ich habe bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, unsere Gefühle zu leben. Das meint nicht nur, Gefühle zu merken, sondern sie, wenn es ratsam ist, auch mit unseren Mitmenschen zu teilen. Dazu steht uns innerhalb unserer Kommunikation die magische Selbstoffenbarungsebene zur Verfügung.
Gefühle im Alltag
Im Laufe des Tages geraten wir in unterschiedlichste Situationen, die Gefühle bei uns auslösen können. Wenn wir zum Beispiel unsere Post aus dem Briefkasten holen, lösen die angekommenen Schriftstücke bei uns entweder angenehme oder unangenehmen Gefühle aus.
Es kann uns passieren, dass wir mit einem Schreiben konfrontiert werden, dessen Inhalt uns überfordert oder ratlos macht. Wenn es euch so ergeht, könnt ihr dies mit einer Botschaft auf der Selbstoffenbarungsebene äußern.
Ich bin mit dem Schreiben der Bank überfordert.
Das Schreiben der Bank macht mich ratlos.
Gefühle im Arbeitsalltag
Bereits die technischen Arbeitsbedingungen bei unserem Arbeitgeber können uns beschäftigen. Wenn ihr zum Beispiel mit mangelhafter IT konfrontiert seid, könnt ihr eure damit verbundenen Gefühle kundtun.
Aufgrund der Arbeitsbedingungen bin ich verzweifelt.
Die schlechte IT macht mich mutlos.
Gefühle in der Partnerschaft oder Ehe
Unser Partner kann eine Fülle intensiver Gefühle bei uns auslösen. Nicht immer geschieht dies absichtlich. Da eure Gefühle dennoch authentisch oder anders gesagt originär sein können, solltet ihr sie ggf. mithilfe der Selbstoffenbarungsebene offenbaren.
Kommt euer Partner zum wiederholten Mal zu spät zu eurem treffen, kann euch das enttäuschen.
Nun bin ich sehr enttäuscht.
Mit der Selbstoffenbarungsebene über Bedürfnisse und Wünsche sprechen
Zu unserem Leben gehört auch, dass nicht jeder unserer Wünsche in Erfüllung geht. Innerhalb unserer Beziehungen in Partnerschaft oder Ehe kann sich unser Partner allerdings unserer Bedürfnisse bzw. unserer Wünsche annehmen. Dies setzt voraus, dass er unsere Bedürfnisse und Wünsche kennt.
Für die Transparenz hinsichtlich eurer Bedürfnisse und Wünsche in euren Beziehungen ist dringend zu empfehlen, über diese zu sprechen. Seid ihr euch eurer Bedürfnisse und Wünsche im Klaren, könnt ihr auch dafür die Selbstoffenbarungsebene nutzen. Bedenkt, dass sich eure Bedürfnisse oder Wünsche auch auf dem Hintergrund eurer gefühle ergeben können!
Ich brauche Hilfe.
Ich wünsche mir mehr Aufmerksamkeit.
Mit der Selbstoffenbarungsebene Grenzen setzen
Unsere Grenzen merken wir anhand unserer unangenehmen Gefühle. Dies setzt selbstverständlich voraus, dass wir unsere Gefühle nicht aktiv beseitigen.
Wenn ihr aktiv dafür eintreten wollt, dass eure grenzen gewahrt bleiben, nutzt für eure Grenzsetzung ebenfalls die Selbstoffenbarungsebene!
Ich möchte nicht angeschrien werden.
Ich dulde nicht, dass man mich anlügt.
Die Selbstoffenbarungsebene für eure Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche sowie Grenzen
Die Selbstoffenbarungsebene dient dazu, mit einer Botschaft eure Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche sowie eure Grenzen zu übermitteln. Die aufgeführten Beispiele zeigen, wie entsprechende Formulierungen aussehen können.
Bedenkt, dass die Beispiele keine Botschaften auf den anderen 3 möglichen Ebenen (Sachebene, Appellebene, Beziehungsebene) beinhalten.
Nutzt ihr die Selbstoffenbarungsebene, um euch selbst zu offenbaren? Oder seid ihr damit eher sparsam? Schreibt gerne in die Kommentare oder ins Forum Kommunikation!
Mein Name ist Michael Ueberschaer. Ich bin seit 15 Jahren davon überzeugt, dass Kommunikation zwischen Frau und Mann in Partnerschaft und Ehe oft ein Schattendasein führt. In meinem Blog kläre ich über die Gründe auf und weise den Weg, die Kommunikation in Partnerschaft oder Ehe auf einen höheren Level für mehr Verständigung zu bringen. Hier im Blog findest Du neben Artikeln, Artikelserien, Tipps und Tutorials zu Beziehung und Kommunikation auch Artikel zu den Themen Bildung, Erziehung, Gesundheit und Häusliche Gewalt. Abonniere gerne meinen RSS Feed, damit Du keinen Artikel verpasst!