Wie verhalten sich Opfer von Häuslicher Gewalt?

Zuletzt aktualisiert am 26. August 2022

Wie sich Opfer von häuslicher Gewalt verhalten, ist eine dringend zu beantwortende Frage. Denn in der Öffentlichkeit steht nur zu oft eine einzige Frage im Vordergrund.

Warum geht sie nicht?

Für die breite Öffentlichkeit ist es also scheinbar leicht, den schlagenden Ehemann oder Partner zu verlassen. In diesem Artikel gehe ich deshalb auf das Verhalten von Frauen ein, deren Ehemänner oder Partner sie zu Opfern Häuslicher Gewalt machen, indem sie zuschlagen.

Der tätliche Übergriff und seine Wirkung

Entgegen der weitläufigen Auffassung erzeugt ein Täter erst dann Häusliche Gewalt, wenn er zuschlägt oder dies androht. Auch mit Beleidigungen überschreiten Menschen die Grenzen ihrer Partnerinnen oder Partner. Doch der körperliche Übergriff und dessen Androhung ist die folgenschwerste Grenzüberschreitung innerhalb einer Paarbeziehung.

Sobald der Partner zuschlägt, verhalten sich Opfer von Häuslicher Gewalt anders als vorher. Doch Opfer von Häuslicher Gewalt verhalten sich lange nicht so wie es die Öffentlichkeit von ihnen erwartet; sie gehen nicht, verlassen den Täter nicht, sondern sie bleiben.

Weibliche Opfer Häuslicher Gewalt verlassen den Täter erst nach vielen Jahren.

Das Verständnis in der Öffentlichkeit dafür hält sich immer noch in Grenzen. Dabei übersehen viele folgendes. Nicht nur der Täter sondern auch das jeweilige Opfer Häuslicher Gewalt gerät in den Gewaltkreislauf.

Manche Frauen verlassen den Täter. Und jeden 3. Tag bringt ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin um.

Frauen bleiben – Erklärungsversuche für das Verhalten der Opfer von Häuslicher Gewalt

Viele Artikel liefern Erklärungen für das Bleiben der Opfer. Doch zunächst wurde mir eines klar. Ein weiterer Artikel meinerseits wird notwendig sein.

Denn in einem Artikel bin ich auf folgenden Abschnitt gestoßen.

Das frage ich mich ehrlich gesagt auch immer wieder. Insbesondere Partnerschaftsgewalt wird noch nicht so lange als solche in der Kriminalstatistik erfasst und galt früher als Privatsache. Die Übergriffe gibt es aber schon immer.

https://www.rnd.de/liebe-und-partnerschaft/gewalt-in-beziehungen-wenn-frauen-bleiben-obwohl-der-partner-zuschlagt-HNKCK6HH7VHAFAF6T6M2NQXVWM.html

Der Autor spricht fälschlicher Weise von Partnerschaftsgewalt. Es ist fatal, diesen Begriff zu verwenden. Das werde ich wie erwähnt in einem weiteren Artikel ausführen.

Mit Lesen des Artikels musste ich zudem folgendes feststellen. Er liefert letztendlich keine Antworten. Der Artikel hält nicht, was er mit dem Titel Warum manche Frauen in Beziehungen bleiben, obwohl der Partner zuschlägt verspricht. Er erklärt weder warum Frauen nicht gehen noch wie es den Opfern wirklich geht.

Wenn es so schlimm ist – Nur Opfer Häuslicher Gewalt

Auf der Seite des FRIG bin ich auf einen weiteren Satz gestoßen, der recht gut das Dilemma verdeutlicht.

„Sie kann ihn ja verlassen, wenn es so schlimm ist.“

https://frig-freiburg.de/haeusliche-gewalt/warum-frauen-bleiben/

Mit diesem Satz beginnt eine Informationsseite bei der Freiburger Fachstelle. Dieser Satz offenbart viel. Zum einen:

Sie hat doch die Möglichkeit zu gehen

Eine Betroffene Frau kann einerseits gehen! Doch wohin? Frauenhäuser sind oft belegt. Und wer wäre in der Lage und bereit, das jeweilige Opfer aufzunehmen.

Wenn es so schlimm ist

Andererseits wird anscheinend bezweifelt, dass es schlimm ist. Und es ist schlimm. Wie sehr, wird hoffentlich später in diesem Artikel deutlich.

Verschiedene Gewaltformen

Auch ein Artikel bei nordbayern.de sucht nach Antworten. Leider spielt dieser mit einem seiner ersten Sätze Tätern in die Hände:

„Wir haben bei häuslicher Gewalt eine sehr problematische und langwierige und daher oft lange nicht merkliche Verstrickung von verschiedenen Gewaltformen“, erklärt Sabine Böhm von der frauenBeratung nürnberg.

https://www.nordbayern.de/region/hausliche-gewalt-darum-konnen-frauen-nicht-einfach-gehen-1.11036595

Denn es wird von verschiedenen Gewaltformen gesprochen. Grob wird auch hier von physischer Gewalt und psychischer Gewalt gesprochen. Wenn eine Beleidigung bereits Gewaltverhalten bedeutet, können Täter aus Notwehr zuschlagen. Doch lies dazu gerne den Artikel zur Psychischen Gewalt!

In der Folge zeichnet der Artikel ein Bild von Tätern. Danach steht am Anfang Kontrolle und Isolation der Opfer. Auch entsteht der Eindruck, Täter sein grundsätzlich von Eifersucht zerfressen. Dieser Eindruck wird durch das Buch Alle 3 Tage, in dem es um Femizide, also um die Ermordung von Frauen geht, bestärkt.

Laut Artikel entscheiden sich Täter oft erst nach Jahren, zuzuschlagen. Doch sind sie vorher schon Täter, die Häusliche Gewalt erzeugen?

Genau das ist die These, die der Artikel vertritt.

Erklärungen, warum Frauen bleiben, liefert auch dieser Artikel nicht wirklich. Übertitiel ist er mit Häusliche Gewalt: Darum können Frauen nicht einfach gehen. Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, ist es aus meiner Sicht ein weiterer Artikel notwendig. Dazu werden sicherlich weitere Recherchen erforderlich sein. Meines Erachtens beinhaltet er einen entscheidenenden Widerspruch.

Die Gründe des Bleibens vermutet der Artikel (auch) in der deutschen Gesellschaft. Die juristische Verfolgung sei in Deutschland mangelhaft. Justiz und Polizei nähmen die Opfer oft nicht ernst. Auch Außenstehende, zum Beispiel Nachbarn, würden oft untätig bleiben.

Schuld und das Verhalten der Opfer Häuslicher Gewalt

Der Artikel beim ZDF schafft es als einziger, den Blick wirklich auf die Opfer zu richten.

Je nachdem wie lange die Gewalt schon stattfindet, ist das Selbstwertgefühl der Frauen im Keller und sie trauen sich nichts mehr zu

https://www.zdf.de/verbraucher/volle-kanne/der-haeuslichen-gewalt-entkommen-102.html

Abwertendes Verhalten der Partner führt zu mangelndem Selbstwertgefühl. Entsprechend scheint betroffenen Frauen auch der Mut zu fehlen. Es gelingt ihnen dann nicht, die notwendige Energie aufzubringen. Sie sind dadurch auch nicht fähig, sich Hilfe zu holen.

Der Artikel weist auch auf die emotionale und finanzielle Abhängigkeit hin. In diesem Zusammenhang ist auch die Finanzierung von Frauenhäusern ein Problem.

Opfer häuslicher Gewalt bekommen und haben Angst

Das ZDF macht in seinem Beitrag zu einem Video einen wichtigen Hinweis in einem Nebensatz.

Dazu gesellen sich abwechselnd Gefühle wie Schuld, Vergebung oder Angst.

https://www.zdf.de/verbraucher/volle-kanne/der-haeuslichen-gewalt-entkommen-102.html

Bedrohen die Täter ihre Partnerinnen oder Ex-Parterinnen mit dem Tode, haben diese folgerichtig große Angst. Die Intensität der Angst können wir uns nicht vorstellen. Sie überlagert alles. Sie lähmt.

Opfer vergeben

Da Täter immer wieder um Verzeihung bitten, vergeben die Opfer die wiederkehrenden Grenzverletzungen. Der Grund ist einfach. Sie lieben den Täter. Zumindest haben sie sich verliebt und wollen dieses Gefühl behalten.

Opfer erleben Schuld

Der Nebensatz erwähnt auch, dass die Opfer Schuld erleben. Sie sind aus ihrer Sicht schuldig. Täter entschuldigen sich für ihre körperlichen Übergriffe. Sie schenken Blumen. Sie laden ins Restaurant ein. Oder sie geben sich viel Mühe in der Familie. Die Opfer nehmen die Entschuldigungen an. Denn sie haben Angst. Sie haben kaum eine Wahl. Denn ihr Selbstwert ist ihnen verloren gegangen.

Doch eines ist entscheidend.

Opfer übernehmen (zum Teil) die Verantwortung

Täter entledigen sich ihrer Verantwortung. Arbeitsbelastung, Alkohol und das Opfer selbst. Die Täter finden Gründe für ihre Übergriffe im Außen. Und bei ihrer Ehefrau oder Partnerin. Die Opfer übernehmen die Verantwortung. Mindestens teilweise. Oft übernehmen sie die alleinige Verantwortung.

Wie können sie dann den Täter verlassen? Wenn die außeren Umstände oder sie selbst doch verantwortlich sind. Die Opfer Häuslicher Gewalt verhalten sich innerhalb des Gewaltkreislaufs.

Opfer Häuslicher Gewalt verhalten sich im Gewaltkreislauf

Der Gewaltkreislauf hält Täter und Opfer gefangen. Der Täter gibt die Verantwortung ab. Die Opfer übernehmen die Verantwortung. Deshalb sehen sie sich nicht befugt, zu gehen. Umso mehr, wenn Kinder doch ein Recht auf eine Familie und ihren Vater haben.

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