Sicherheim – Kampagne gegen häusliche Gewalt

Zuletzt aktualisiert am 6. Dezember 2022

Sicherheim ist eine gerade gestartete Kampagne. Ziel ist es, das Phänomen häusliche Gewalt aus der Tabuzone heraus zu holen. Dies ist allerdings nicht nur aufgrund der Schwere der aktuell verübten Gewalttaten schon lange geboten.

Auf die aktuelle Krise durch den Corona Virus wollte ich auf diesem Blog eigentlich nicht eingehen. Auch aufgrund dieser Kampagne kann ich sagen, dass es für mich zunehmend verunmöglicht wird, dabei zu bleiben.

Sicherheim mit prominenter Unterstützung

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Wucht das Thema Häusliche Gewalt in diesen Zeiten Aufmerksamkeit bekommt. Prominente wie Nathalie Wörner oder Jan Josef Liefers unterstützen die Kampagne mit ihrem Gesicht. Die Kampagne möchte Opfer ermutigen, über ihre Situation zu sprechen und sich Hilfe zu holen. Schön und gut!

Dieser Kampagne hat sich auch eine Agentur angenommen. Mit Plakaten und TV Spots möchte man für das Thema mehr Öffentlichkeit erzeugen und Geld einsammeln. Dieses Geld soll Einrichtungen zugute kommen, die Opfer häuslicher Gewalt unterstützen.

Das Virus trifft uns alle. Manche mit der ganzen Faust.

Nichtsdestotrotz komme ich eben nicht daran vorbei, diesen Artikel zu schreiben. Das hat damit zu tun, dass die verantwortliche Agentur offenbar nicht mit Institutionen gesprochen hat, die Täter beraten.

Wenn man die Seite der Kampagne aufruft, bekommt man mehrere Slogans serviert. Der erste Slogan macht mich wieder einmal sprachlos.

Das Virus trifft uns alle. Manche mit der Faust.

sicherheim.org

Die Aussage ist derart indifferent und irreführend, dass mir die ‘Spucke weg bleibt’. Es gibt diverse Angebote für Täter, die diese bei der Beendigung ihres Gewaltverhaltens unterstützen. Diese Einrichtungen arbeiten daran, wenn sie gute Arbeit machen, dass Täter ihre Verantwortung übernehmen.

Allen Tätern sei gesagt. Lassen Sie sich nicht irreführen durch solche Slogans. Der Virus ist nur ein Virus. Er hat keine Verantwortung für Ihr Zuschlagen.

Dieses Jahr hinterläßt Spuren. Bei manchen am ganzen Körper.

sicherheim.org

Der zweite Slogan ist nicht minder unangebracht. Hier kommt der jeweilige Täter wieder nicht vor. Täter schlagen zu, nicht ein Jahr oder sonst irgendetwas. Häusliche Gewalt wird durch das Gewalthandeln eines Täters für die Opfer zum Phänomen, also real.

Liebe auf den ersten Blick. Blutergüsse auf den zweiten.

sicherheim.org

Zu dem dritten Slogan fällt mir ehrlich gesagt überhaupt nichts ein. Was soll dies einem Täter sagen? Ich habe keine Ahnung. Relativ sicher weiss ich nur, dass dies Täter nicht dazu bewegen wird, sich Unterstützung zu organisieren, um das eigene Gewaltverhalten zu beenden.

Die Verantwortung liegt ganz allein bei den Tätern!

Sicherheim – Euer Eindruck der Kampagne gegen Häusliche Gewalt

Diese Kampagne zeigt, welcher Geist in unserer Gesellschaft vorherrscht. Gewaltverhalten wird von Tätern abgekoppelt und die Verantwortung abstrahiert. Auch diese Kampagne macht dies und erweist damit insbesondere den Opfern, aber auch den Tätern einen Bärendienst.

Wie bewertet ihr die Sicherheim Kampagne? Kann sie dazu beitragen, dass Männer ihre Partnerinnen oder Ehefrauen nicht mehr schlagen? Werden Opfer nun eher über ihre Erfahrungen sprechen?

2 Gedanken zu „Sicherheim – Kampagne gegen häusliche Gewalt“

  1. Hallo pixl,

    vielen Dank für Deinen Kommentar.

    Allerdings bin ich irritiert und frage mich, ob du die Kernaussage meines Artikels aufgenommen hast.
    Verantwortlich ist weder das Virus noch irgendwelche Entscheidungen von Dritten. Verantwortlich ist grundsätzlich nur der Täter.

    Außerdem frage ich mich, warum Du entgegen der offiziellen Statistiken von 50% der Opfer sind Jungen und Männer sprichst.

    Wenn Du von Deiner Parnerin bedroht oder geschlagen wirst, solltest Du Dich umso mehr damit beschäftigen und verstehen, dass die Verantwortung beim Täter oder bei der Täterin liegt. Dann bist Du eher in der Lage, Deine Grenze zu setzen.

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  2. das ist ein missverständnis: es ist genau die idee der kampagne einem täter [oder opfer] eine gewalteskalation der gesamt-virus situation aufzuhalsen, denn so leute präsentieren sich gern als selber opfer. die kampagne suggeriert, dass sie sich ruhig melden können – man wird ihnen nichts krumm nehmen… eben wegen dem virus. das ist halt werbung, nicht therapie oder wissenschaft… in wirklichkeit ist das problem ja auch nicht covid, sondern die maßnahmen. wäre eine maßnahme z.b., dass man nicht mit jemand anders in der gleichen wohnung leben oder überhaupt persönlichen, nicht digitalen kontakt haben dürfte, gäbe es dieses gewalt-problem nicht [denn das entsteht dadurch, dass die ‘partner’ auf einen kleinen raum mit begrenzten ausweichmöglichkeiten, in einer potentiellen stresssituation verpflichtet werden, ohne individuelle umstände zu berücksichtigen].
    kritischer ist meines erachtens an der kampagne zu sehen, dass sie feministisch ist, d.h. nicht in betracht zieht, dass jungs & männer etwa 50% der opfer ausmachen [gehöre selbst dazu & kenne einige… ist nur so begrenzt komisch]. desweiteren werden auch die hohen raten häuslicher gewalt in gleichgeschlechtlichen partnerschaften, besonders lesbischen, nicht angesprochen. – explizit ist es zwar nicht, aber alles an der kampagne suggeriert m gegen f gewalt als problem. – ich würde z.b. wetten, dass sich da keine frau als täter da gemeldet hat, die zu der zeit gewalttätig wurde.

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