Erziehung und Regeln

Zuletzt aktualisiert am 25. August 2022

Ob Regeln in der Erziehung notwendig sind, ist ein heute massiv diskutiertes Thema. Dabei bestimmen Regeln doch unseren Alltag. Gleichzeitig gibt es eine gesellschaftliche Entwicklung, die immer mehr Mitmenschen dazu verleitet, Regeln nicht mehr einzuhalten. Wozu also Regeln im Erziehungsprozess zum Einsatz bringen?

In diesem Artikel schaue ich mir an, ob Regeln in der Erziehung eingesetzt werden sollten.

Regeln als Teil unserer gesellschaftlichen Realität

Eigentlich ist es nicht der Rede wert. Da es allerdings längst nicht mehr klar ist, ob Regeln in der Erziehung sinnvoll sind, muss ich es erwähnen.

Regeln geben in Gruppen einen Rahmen vor, in dem sich alle Gruppenmitglieder bewegen können und müssen. Regeln sind dazu gedacht, nicht immer wieder die Grenzen der Gruppenmitglieder ausloten zu müssen. Regeln haben also einen sozialen Sinn.

Manche Regeln, zum Beispiel Verkehrsregeln, werden sogar in Gesetze gegossen. Andere befolgen wir, obwohl sie nicht in igendeiner Weise kommuniziert werden. Es ist zum Beispiel selbstverständlich, dass wir uns beim Einkaufen in die Schlange an der Kasse stellen.

Anpassung an Regeln?

In der Erziehungsdebatte gibt es die Idee, dass das Einhalten von Regeln damit einher geht, die eigene Persönlichkeit zu verändern. Damit ist auch die Angst verbunden, die eigene Autonomie zu verlieren.

Mit der Vermittlung von Regeln geht Kindern also Handlungsfreiheit und Selbstbestimmung verloren, so die Idee der Kritiker von Regeln in der Erziehung. Bedürfnisorientierte Erziehung ist das ‘Zauberwort’.

Ja, diese Meinung kann man selbstverständlich haben.

Schauen wir uns eine der Regeln im Alltag an. Eine Ampel, die uns vorgibt, wann wir eine Straße überqueren sollten und wann nicht.

Ich habe als Erwachsener bei einer roten Ampel nur 2 Möglichkeiten:

  • an der Ampel stehen bleiben
  • trotz rot die Straße zu überqueren

Schränkt das nun meine Handlungsfreiheit und meine Selbstbestimmung ein?

Handlungsfreiheit im Duden

Freiheit, unabhängig, nach eigenem Wunsch oder Ermessen zu handeln

https://www.duden.de/rechtschreibung/Handlungsfreiheit

Da ich mich für beide Möglichkeiten entscheiden kann, wird meine Handlungsfreiheit nicht eingeschränkt. Während das stehen bleiben nur dazu führt, dass ich auf Grün warten muss, kann das Überqueren der Straße bei Rot ernsthaftere Konsequenzen zur Folge haben. Entscheiden kann ich frei.

Selbstbestimmung im Duden

Unabhängigkeit des bzw. der Einzelnen von jeder Art der Fremdbestimmung (z. B. durch gesellschaftliche Zwänge, staatliche Gewalt)

https://www.duden.de/rechtschreibung/Selbstbestimmung

Selbstbestimmt bedeutet also, nicht fremd bestimmt zu sein. Eine Regel läßt einem letztendlich die Wahl, sodass hier nicht ein Fremder exakt bestimmt, was ich zu tun habe.

Bei der Selbstbestimmung handelt es sich um ein im Grundgesetz verankertes Recht.

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_2.html

Jemand, der selbstbestimmt handelt, darf dabei also nicht die Rechte anderer verletzen und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung und das Sittengesetz verstoßen. Das bedeuet, dass die eigene Selbstbestimmung mit den Rechten anderer endet. Selbstbestimmung ist mit Selbstverantwortung verbunden. Damit ist Selbstbestimmung nicht so einfach zu haben.

Es wird auch deutlich, dass die Selbstbestimmung nur durch Gesetze eingeschränkt werden darf.

Selbstbestimmung und Selbstverantwortung durch Regeln in der Erziehung

Die logische Folge ist, dass Kinder Selbstbestimmung und Selbstverantwortung erlernen müssen. Und dafür brauchen sie Erfahrung mit Regeln während der Erziehung, die sie einhalten sollen und im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung hinterfragen dürfen und müssen.

Das Setzen einfachster Regeln in der Erziehung vermittelt an sich bereits, dass es in unserer Gesellschaft Regeln gibt. Je früher sich Kinder mit ihrem Auftreten auseinandersetzen können desto eher können sie auch den Nutzen von Regeln erkennen.

Entscheidest Du Dich als Mutter oder Vater, die Erziehung Deines Sohnes oder Deiner Tochter gänzlich ohne Regeln durchzuführen, unterbindest Du also deren (soziale) Entwicklung.

Eure Erziehung und Regeln?

Die Entscheidung gegen oder für Regeln in eurer Erziehung ist also von elementarer Bedeutung. Möchtest Du als Vater oder Mutter, dass Dein Sohn oder Deine Tochter sich als Erwachsener auch in Gruppen zurecht findet, wirst Du sie an Regeln heranführen. Dabei ist es allerdings wichtig, dass die Regeln in sinnvollen Zusammenhängen und altersgemäß aufgestellt werden.

Wichtig ist auch, Regeln nicht mit Grenzen gleichzusetzen.

Habt ihr euch bereits hinsichtlich Regeln in Eurer Erziehung entschieden? Setzt ihr Regeln in eurer Erziehung ein oder nicht? Wie sind eure Erfahrungen als Mutter oder Vater?

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