Kommunikation in der Beziehung

Zuletzt aktualisiert am 25. August 2022

Beziehung und Kommunikation bilden ein System mit gegenseitiger Wechselwirkung. Deshalb sind sie die Kernthemen bei Aufklärung tut Not. Ohne Beziehung ist Kommunikation nicht möglich. Gleichzeitig ist eine Beziehung ohne gelingende Kommunikation meistens nicht von Dauer.

In diesem Artikel werde ich erläutern, inwiefern Beziehung und Kommunikation zusammen hängen und einander bedingen.

Beziehungen nicht nur in Partnerschaft und Ehe

Wir sehen und sprechen viele Mitmenschen mehr oder weniger oft. Wir kaufen unser Obst auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt. Unseren PKW bringen wir in die Werkstatt. Oder wir rufen unseren Heizungsinstallateur zu Hilfe. Wir besuchen den Zahnarzt unserer Wahl. Und wir nutzen das Wissen unseres Hausarztes. Dadurch entstehen Beziehungen.

Unsere Arbeitskollegen oder Vorgesetzte hingegen treffen wir im allgemeinen häufiger. Gemeinsam suchen und finden wir Lösungen. Auch dabei entstehen mehr oder weniger enge Beziehungen.

Qualität der Beziehung durch gelingende Kommunikation

Die Qualität der jeweiligen Beziehung hängt weniger von der Häufigkeit des Aufeinandertreffens ab. Viel entscheidender ist, ob wir durch unsere Kommunikation Verständigung über Gefühle, Wünsche und Grenzen erreichen. Denn anhand unserer Gefühle können wir miteinander Kontakt herstellen. Außerdem können wir durch bessere Verständigung unsere Bedürfnisse eher befriedigen.

Unsere Verständigung mit dem Obstverkäufer gelingt meistens. Deshalb gehen wir mit unserem (hoffentlich) leckeren Obst nach Hause. Auch mit unserer Werkstatt oder dem Installateur erreichen wir im allgemeinen Verständigung. Unsere Werkstatt repariert (hoffentlich) wunschgemäß unser Auto zu unserer Zufriedenheit. Der Installateur bringt die Heizung wieder zum Laufen. Sowohl mit unserem Zahnarzt als auch Hausarzt gelingt unsere Verständigung. Entsprechend behandelt uns unser Zahnarzt in unserem Sinne. Unser Hausarzt macht uns wieder gesund. Mit unseren Arbeitskollegen gelingt oft eine zufriedenstellende und entspannte Zusammenarbeit. Und unser Vorgesetzter ist idealerweise unterstützend und ratgebend ansprechbar.

Beziehung zu sich selbst – Selbstwahrnehmung während eurer Kommunikation

Ohne eine Beziehung zu euch selbst ist es für euch schwierig, innerhalb eurer Beziehung angemessen zu kommunizieren. Damit wächst in eurer Beziehung die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Kommunikationsproblemen. Gemeint ist damit, dass ihr ohne Selbstwahrnehmung keinen Kontakt anbieten und annehmen könnt. Damit steht ihr eurer Verständigung vorraussichtlich selbst im Weg.

Denn auf der einen Seite könnt ihr von euch selbst nur etwas mitteilen, wenn ihr merkt, wie es euch geht, also welche Gefühle bei euch vorhanden sind. Auf der anderen Seite seid ihr weniger in der Lage, mitzufühlen, also empathisch zu sein.

Die Ampel ist grün – Es ist grün

Ich habe bereits in einem Artikel das Beispiel Die Ampel ist grün besprochen. Allerdings geht es in jenem Artikel darum, dass 4 Ohren Modell von Friedemann Schulz von Thun kritisch zu hinterfragen. Hier soll es also um eure Selbstwahrnehmung gehen.

Euer Beifahrer sagt also zu euch:

Die Ampel ist grün

oder

Es ist grün

oder

Die Ampel ist auf grün gesprungen

Der Kontext ist euch geläufig und somit werdet ihr im Idealfall die nicht vorhandene Botschaft ‘Fahr Los’ oder ‘Ich möchte, dass Du weiterfährst’ aufnehmen und weiter fahren.

Doch es gibt vielleicht die anderen Momente. Wenn euer Beifahrer dies mit einem ärgerlichen Ton sagt. Oder wenn er das Wort grün dehnt:

Es ist grüüüüüüüün!

Dann stellt sich bei euch eventuell etwas ein. Und ihr reagiert, indem ihr fragt:

Fährst Du oder fahre ich?

Dies kann schnell der Beginn einer misslingenden Kommunikation sein. Ich habe bereits viel über die Interpretation von Nachrichten (Aussagen) geschrieben. Sie dient auch der Beseitigung von Gefühlen. Euer Beifahrer spricht seine Nachricht mit ärgerlicher Stimme oder einer auffallenden Betonung. Dann stellt sich bei euch irgendein Gefühl ein, welches ziemlich sicher unangenehm ist.

Vielleich seid ihr dann irritiert oder verunsichert. Das ist mit Selbstwahrnehmung während eurer Kommunikation gemeint. Gefühle, die ihr aktiv beseitigt, bleiben, bis sie Raum bekommen!

Bei dem Beispiel handelt es sich um eine eher harmlose Alltagssitutation. Dennoch kann sie Missverständnisse und unangenehme Gefühle erzeugen; bei euch und eurem Beifahrer, also eurem Partner.

Unangenehme Gefühle, die ihr in eurer Beziehung nicht leben könnt, können eure Beziehungen in eurer Partnerschaft oder Ehe nachhaltig beeinträchtigen.

Der Umgang mit Gefühlen und Kommunikation in der Beziehung

Ob ihr euch selbst wahrnehmen könnt, hängt also von eurem persönlichen Umgang mit euren Gefühlen ab. Die verbreitete Annahme, es gäbe negative Gefühle und positive Gefühle, solltet ihr über Bord werfen.

Denn diese Form der Bewertung befördet den Wunsch, Gefühle beseitigen zu wollen. Doch auch unangenehme Gefühle (anstatt negativ) sind für unsere Kommunikation in unserer Beziehung immens wichtig.

Ihr solltet auch im Interesse des Anbietens und Annehmens von Kontakt eure Gefühle leben dürfen. Für eure Kommunikation stehen euch die Sachebene, die Selbstoffenbarungsebene, die Appellebene und die Beziehungsebene zur Verfügung.

Die Sachebene nutzen viele Paare und im besonderen Männer viel zu oft. Die anderen Ebenen führen während der Kommunikation innerhalb einer Beziehung oft ein Schattendasein.

Für eine Verbesserung eurer Kommunikation in eurer Beziehung braucht ihr unbedingt Zugriff auf eure Gefühle. Und zwar auf die unangenehmen und die angenehmen Gefühle. Nur dann könnt ihr Bedürfnisse vermitteln und gegenseitig Grenzen aufzeigen. Dann könnt ihr Kontakt miteinander herstellen.

Kommunikation in der Beziehung – Eure Erfahrungen und Einschätzungen?

Ohne Beziehung zu euch selbst ist Kommunikation nur schwer möglich. Selbstwahrnehmung ist eine Fähigkeit, die uns im Erwachsenenalter eher abhanden kommt. Ohne Selbstwahrnehmung sind kontaktreiche Beziehungen an den Grenzen des Gegenüber kaum erreichbar.

Selbstwahrnehmung bedeutet, eigene Gefühle zu merken und sie nicht zu beseitigen. Es bedeutet auch, diese Gefühle zu leben und zu zeigen bzw. zu äußern.

Wie sind eure Erfahrungen mit der Kommunikation in euren Beziehungen? Seid ihr und eurer Partner mit euch selbst im Kontakt?

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